Unser letztes Campingwochenende des Jahres kurz zusammengefasst? Natur pur! Obstbäume, Wiesen, Wilde Kräuter, Sträucher, Blumen, unzählige Hühner, zwei Esel, ein Fluss und viel Wald, dazwischen ein paar Feuerstellen. Feste Stellplätze und Parzellen gibt es nicht, der Wohnwagen darf stehen, wo das Camperherz begehrt. Der Campingplatz Hammerbrücke in Belgien ist eindeutig der ursprünglichste Campingplatz, auf dem wir jemals gecampt haben. (Mit Ausnahme vielleicht von Basic Campgrounds im Australischen Outback ;-) )
Bei der Ankunft dachten wir zunächst, wir wären versehentlich in irgendjemandes Vorgarten gefahren und bekamen schon leichte Panik bei dem Gedanken, dort wieder rückwärts mit dem Wohnwagen raussetzen zu müssen. Zum Glück waren wir aber doch goldrichtig und ein schmaler Weg führte am verwunschen zugewachsenen Wohnhaus des Besitzerehepaares vorbei auf das Campinggelände.
Im Schritttempo haben wir uns unseren Weg durch die Hühnerfamilien gebahnt, die geschäftig auf dem Platz unterwegs waren. Direkt neben einem kleinen Birnbaum haben wir dann ein lauschiges Plätzchen für unseren Theo gefunden. Der Hahn und seine Hühner haben argwöhnisch beobachtet wie wir, die Familie meines Bruders und drei weitere befreundete Familien unsere Camps aufbauten, während die Kinder schon im Entdecker-Modus unterwegs waren und das Gelände erkundet haben. Nach nicht einmal 10 Minuten war das erste Paar Kinderschuhe (bei drei Kindern) komplett nass, weil man nicht die abenteuerliche Seilbrücke zur Flussquerung genutzt hat, sondern "versehentlich" in den Fluss "hineingefallen" war. (Das passierte mit dem nächsten Paar Schuhe dann etwa eine Stunde später noch einmal...) Eine
Seilbahn der Marke "Eigenbau", die am Waldhang zwischen zwei Bäumen
gespannt war, begeisterte die lieben Kleinen aber mindestens ebenso wie
der Fluss und es fanden viele rasante Abfahrten statt.
Für den ersten Abend hatten wir bei den Besitzern des Campingplatzes eine Riesenportion Gulasch für alle fünf Familien vorbestellt, was eine wunderbare Entscheidung war. Nicht nur, weil es nach dem Aufbauen recht spät geworden wäre bis wir selbst etwas hätten kochen können, sondern weil das Essen einfach super lecker war und wir total gemütlich an Bierbänken mit karierten Tischtüchern unter einem Pavillon gegessen haben.
Neben einem Abendessen kann man hier übrigens auch Kindergeburtstage buchen, im Tipi übernachten, Kräuterkurse mitmachen, mit Tonerde arbeiten oder Eselswanderungen machen (dazu später). Auf dem ganzen Gelände verteilt stehen selbstgebaute Feueröfen aus Ton. Weiter hinten auf dem Gelände findet man eine ziemlich urige Hütte, die von einer Gruppe Radfahrer gemietet war und mit dem qualmenden Kamin super gemütlich aussah.
Apropos qualmender Kamin: Eine warme Heizung oder ein warmer Kamin waren an diesem Wochenende unabdinglich. Es war kalt, oft nass und insgesamt einfach richtig herbstliches Wetter. Das Projekt "Heizung im Wohnwagen reparieren" steht seitdem ganz oben auf meiner To-Do-Liste für Theo. Ein elektrisches Heizöfchen macht den Wohnwagen zwar auch warm, aber je nach Stromanschluss, darf er nicht viel Watt haben, da sonst die Sicherungen rausfliegen und die Wärme lässt sich nur schwer regeln und gleichmäßig im Raum verteilen. Naja, der Winter fängt ja gerade erst an und irgendwann sollte ich es in der Zeit wohl mal zum Wohnwagenspezialisten meines Vertrauens schaffen, um unsere Heizung wieder auf Vordermann bringen zu lassen.
Wir haben es uns bei diesem wechselhaften Herbstwetter trotzdem richtig gemütlich gemacht und eigentlich den ganzen Tag am Lagerfeuer gesessen und gekocht. Die Männer haben eine Schubkarre Holz nach der anderen geholt und verfeuert, damit wir es auf unseren Baumstammhockern ums Feuer herum immer kuschelig warm hatten. Auf der Feuerkochstelle unserer Kölner Campingfreunde wurde eine sensationelle Rehkeule geschmort, ein Wildschwein-Pulled-Pork im Topf gemacht und ein köstlicher, dampfender Eintopf gegen kalte Glieder und hungrige Camper-Mägen gekocht.
Darüber hinaus hatte mein Bruder seinen neuen Gasgrill namens Napoleon samt eigens für ihn angefertigter Transportbox (und Tisch) mitgebracht. Die beiden sind nahezu unzertrennlich, sodass eine Reise ohne Napoleon sehr zum Leidwesen meiner Schwägerin nur schwerlich möglich ist. So wurde Napoleon eines morgens liebevoll und regengeschützt unter einem Baum aufgestellt und grillte uns etwa 10 Stunden lang eine große Portion aufwändig marinierte Schweineschulter zu einem butterweichen und super leckeren Pulled Pork. Das Campingwochenende war zwar vom Wetter her durchwachsen, aber kulinarisch war es ganz weit vorne! :-)
Und jetzt noch einmal kurz zu den bereits erwähnten Eseln. Ganz am Ende des Platzes ist das Tiergehege, in dem die beiden Langohren zusammen mit ein paar Ziegen leben. Nach Terminabsprache und ausgiebiger Einführung durften wir eine kleine Wanderung mit den beiden Eseln machen und die Kinder sogar im Wechsel auf ihnen reiten. Warum diese Tiere auch als störrisch bezeichnet werden, ist mir seitdem übrigens klar. Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht. Punkt. Dann muss man schonmal mit viel Kraft von hinten schieben, damit sich so ein Esel wieder in Bewegung setzt. Das fanden die Kinder natürlich besonders lustig. Haha.
Wir
hätten die Wanderung auch noch zu einem Kuchencafé ausdehnen und die
Esel dort zum Einkehren anbinden können, aber da meine Nichte Geburtstag
hatte und im Wohnwagen ganz viel Kuchen auf uns wartete, haben wir das Café gerne Café sein lassen und später an den Wohnwagen einen große Kuchensause gemacht.
Für Kinder ist dieser Campingplatz wirklich der reinste Natur-Abenteuer-Spielplatz. Überall gibt es etwas zu entdecken, der Fluss ist toll zum Spielen, das Seilbahnfahren macht Spaß und der umliegende Wald bietet tausend Möglichkeiten für Abenteuerspiele. Zur Feier des Tages haben mein Mann und mein Bruder eine schöne Schatzsuche für die Kinder vorbereitet, an deren Ende ein großer Süßigkeiten-Schatz stand.
Wegen des schlechten Wetters haben die Kinder – anders als sonst – natürlich auch mal im Wohnwagen gespielt und gemalt. Anscheinend haben sie sich aber von ihrem Umfeld inspirieren lassen und sind auf die Idee gekommen, mit Naturmaterialien und Pflanzen zu basteln. Sie haben ganz hübsche Bilder aus Blüten, Moos und Gräsern geklebt. Da war ich ganz begeistert! Schade, dass man so etwas nicht aufheben kann. Aber immerhin - ein Foto hält das Kunstwerk fürs Familienfotobuch fest.
So schön es ja auch immer ist, draußen in der Natur zu sein und mehr oder weniger unter freiem Himmel zu leben, bei Regen und 10 Grad ist es doch schön, dass man auch drinnen im warmen Wohnwagen frühstücken kann. Dazu ein heißer Tee oder Kaffee... So lässt es sich in den Tag starten. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass wir vielleicht doch irgendwann mal Wintercamping ausprobieren. Allerdings erst dann, wenn die Heizung wieder läuft.
Es hat schon etwas sehr Gemütliches, wenn es draußen nass und kalt ist, man den Regen aufs Dach prasseln hört und sich mit einem Tee, einem Buch und einer Wolldecke in den Wohnwagen kuscheln kann. Ich habe festgestellt, dass Camping unser Leben total entschleunigt. Einfach in den Tag hineinleben und sich nur ums Wesentliche kümmern. Ohne vollausgestattete Küche mit fließendem Wasser, Spülmaschine, Backofen und Mikrowelle braucht man viel mehr Zeit zum Zubereiten von Essen und natürlich auch zum Abwaschen. Nach dem Frühstück ist vor dem Mittagessen und so weiter. Gemeinsam Gemüse fürs Abendessen schnippeln, sich unterhalten und dabei ein Gläschen Wein trinken...
Und, kaum waren wir wieder zu Hause, kam natürlich endlich die Sonne raus! War ja klar... Bei schönstem Wetter habe ich den Wohnwagen ausgeräumt, die Matsche der letzten Tage weggeputzt, die dreckigen Klamotten direkt in die Waschmaschine gestopft und Theo vor allem kräftig gelüftet, um den Geruch des Lagerfeuers wieder loszuwerden. Aber ich vermute, so ein bisschen wird der Duft von Abenteuer immer mit an Bord bleiben. ;-)
Jetzt steht Theo mit hochgeklappten Polstern und Matratzen in seinem Winterquartier und wartet auf den Frühling! Und wir auch!